Skandal in Jasna Góra. Sikorski an die Bischöfe: Legt eure Soutanen ab. Der Vatikan reagiert.

Die Spannungen zwischen Kirche und Staat nehmen zu, und die Diplomatie muss sich in einem schwierigen Umfeld bewegen.

Kontroverse Äußerungen zweier Geistlicher, die landesweit für Aufsehen sorgten, veranlassten die polnische Regierung zu einer offiziellen Intervention im Vatikan. Der Heilige Stuhl hat nun auf diesen Schritt reagiert.

Reaktion des Vatikans auf die Protestaktion des polnischen Außenministeriums
Das polnische Außenministerium erhielt eine offizielle Antwort des Vatikans auf eine zuvor eingereichte Protestaktion. Diese betraf Äußerungen der Bischöfe Wiesław Mering und Antoni Długosz, die – nach Ansicht des polnischen Außenministeriums – gegen den Grundsatz der kirchlichen Neutralität verstießen und die Beziehungen negativ beeinflussen könnten.

Der Heilige Stuhl bekräftigte daraufhin seinen „uneingeschränkten Respekt vor dem Recht polnischer Bürger auf freie Meinungsäußerung“ und erklärte sich bereit, den „konstruktiven Dialog“ mit der polnischen Regierung fortzusetzen. Das polnische Außenministerium wertet diesen Ton als positives Zeichen.

Laut der polnischen Presseagentur stellte der Vatikan klar, dass er sich nicht mit den Äußerungen der Geistlichen identifiziert und dass diese nicht die offizielle Position der polnischen Bischofskonferenz darstellen. Die Erklärung enthielt jedoch weder eine Entschuldigung noch eine Verurteilung dieser Äußerungen.

Für das Außenministerium ist es entscheidend, dass der Heilige Stuhl seine Bereitschaft zum Dialog auf diplomatischer Ebene erklärt und einseitige Aktionen vermeidet.

Bischöfe Mering und Długosz unter Beobachtung der Regierung
Das Außenministerium intervenierte aufgrund konkreter Äußerungen der Hierarchie. Bischof Wiesław Mering erklärte in seiner Predigt in Jasna Góra:

„Wir werden von Menschen regiert, die sich als Deutsche definieren“, und zitierte dabei auch Wacław Potocki aus dem 18. Jahrhundert: „In einer sich wandelnden Welt wird ein Deutscher nicht mehr der Bruder eines Polen sein.“

Antoni Długosz unterstützte unterdessen öffentlich die Aktivitäten der Grenzschutzbewegung von Robert Bąkiewicz und bezeichnete deren Mitglieder neben uniformierten Kräften als „Verteidiger der Grenzen“.

Minister Radosław Sikorskis scharfe Reaktion
Als Reaktion auf die kontroversen Äußerungen der Bischöfe reagierte Minister Radosław Sikorski unmissverständlich. Er erinnerte daran, dass in der Zweiten Polnischen Republik Bischofsernennungen die Zustimmung der weltlichen Behörden erforderten, heute aber – unter anderem aufgrund des Konkordats – keine derartige staatliche Einmischung mehr bestehe.

„Daher mischen wir uns nicht in die Sakramente ein, erwarten aber von den Bischöfen, dass sie sich nicht in parteipolitische Rivalitäten verwickeln lassen“, betonte Minister Sikorski.

Er fügte unmissverständlich hinzu:

„Wenn Sie, der Bischof, sich politisch engagieren wollen, sollten Sie Ihre Soutane ablegen und der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) beitreten.“

Proteste der polnischen Diplomatie im Vatikan
Mitte Juli legte die polnische Diplomatie offiziell Einspruch beim Staatssekretariat des Heiligen Stuhls ein. Sie wies darauf hin, dass die Äußerungen der Geistlichen als Unterstützung nationalistischer Gruppen interpretiert werden könnten und die Beziehungen Polens zu Deutschland schädigen könnten. Der Protest wurde an Javier Domingo Fernández González, Protokollchef im Vatikan, weitergeleitet.