Sie lachten über die junge Angestellte mit dem Schmetterlingstattoo, nannten sie schwach und fehl am Platz – doch als die SEAL-Kommandantin hereinkam, strammstand und vier Worte aussprach, die den gesamten Stützpunkt erschütterten, erfuhr jeder endlich, wer sie wirklich war.

In der sengenden Hitze der Wüste Nevadas, wo die Luft zu verzerren schien, erhob sich die Coyote Springs Air Force Base wie eine Festung aus Disziplin und Stahl. Hier wurden die größten Krieger der Nation ausgebildet – Männer und Frauen, gestählt durch Entbehrungen, gezeichnet von Narben und vereint durch einen stillen Ehrenkodex.

Unter ihnen war die Spezialistin Abigail Ross, eine stille Frau, die der Logistik zugeteilt war. Sie führte akribisch Buch, polierte ihre Stiefel auf Hochglanz und bewegte sich mit einer so präzisen Disziplin, dass sie beinahe unsichtbar war. Sie hatte keinen Ruf im Kampf, keine Orden an der Brust, keine Legenden um ihren Namen.

Bis auf ein Detail, das jedem auffiel.
An ihrem rechten Handgelenk prangte eine Tätowierung – ein Monarchfalter, zart, blass, fast zerbrechlich vor dem harten, rauen Hintergrund der Soldaten, die mit eiserner Faust und Feuer lebten. Den meisten erschien er lächerlich deplatziert.

Spott

Geflüster begleitete sie durch den Speisesaal.
„Schaut euch das an“, murmelte einer der Soldaten. „Ein Schmetterling? Was soll der denn machen? Mit den Flügeln nach dem Feind schlagen?“

Andere kicherten und erfanden Geschichten über Frühlingsferien oder kindische Launen. Sie sprachen laut genug, dass sie es hören konnte, in der Hoffnung, sie zu verunsichern. Doch Abby reagierte nicht. Sie aß schweigend, trug ihre Berichte sorgfältig und ging weiter.

 

 

Für sie war sie nur eine Angestellte mit einem blöden Tattoo.
Für sich selbst war sie jemand, den sie sich noch nicht vorstellen konnten.

Ankunft des Konvois

Eines Nachmittags kippte die Stimmung. Ein Konvoi unmarkierter Fahrzeuge traf auf dem Stützpunkt ein. Die Männer an Bord strahlten Zuversicht aus. Sie waren schweigsam, gezeichnet von Narben und entschlossen – jene Art von Kriegern, deren Ruf sich schneller verbreitete als sie selbst. Elitesoldaten, Geister, die im Verborgenen lebten.

Sie betraten Abbys Basis mit einer gebieterischen Ausstrahlung. Den Jüngeren fiel sofort ihr Tattoo auf.

„Schönes Tattoo“, lachte einer von ihnen. „Was kommt als Nächstes, ein Einhorn auf dem anderen Arm?“

Herablassendes Kichern erfüllte den Raum. Abby blieb ruhig, ihre Hände still, während sie die Bestellungen vorbereitete. Sie hatte schon Schlimmeres gehört.

Doch dann trat der letzte Mann ein.

Oberstabsfeldwebel

Er war älter, hatte graue Strähnen im Haar und sein Blick war so durchdringend, dass er einen ganzen Raum ohne ein Wort zum Schweigen bringen konnte. Seine Ausstrahlung hatte Gewicht – nicht aufgrund seines Ranges, sondern aufgrund der Schlachten, die sich in seinem Wesen widerspiegelten.

Und als sein Blick auf Abbys Tattoo fiel, änderte sich alles.

 

 

Er erstarrte. Er richtete sich auf. Dann, ehe irgendjemand es begriff, hob er die Hand zu einem energischen, förmlichen Gruß.

Die jungen Bediener schauten fassungslos zu.

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„Meisterchef, was bist du…?“, flüsterte einer von ihnen.

Doch der Gruß ebbte nicht ab.

Abby blinzelte nur einen Augenblick, bevor sie die Geste mit makelloser Präzision erwiderte.

Betretenes Schweigen senkte sich über das Lagerhaus.

Der Name, der nicht existieren sollte

„Darf ich frei sprechen, Madam?“, fragte der Master Chief mit ruhiger, gelassener Stimme.

Bei ihrem Nicken beugte er sich näher zu ihr. „Du hast Nightshade genommen.“

Die Worte hallten wie Donner durch den Raum. Die jungen Einsatzkräfte erstarrten. Dieser Name durfte nirgendwo stehen – weder in den Akten noch in den Einsatzbesprechungen. Er gehörte zu einer so geheimen Mission, dass sie nur als Gerücht existierte, einer Mission, von der man flüsterte, sie verschlinge jede Seele, die sie betrat.