
Auf der pompösen Hochzeit meines Bruders nannte mich mein Vater den „Fehler der Familie“. Wenige Minuten später kam ein General auf mich zu und salutierte – und was dann geschah, ließ alle wie erstarrt stehen.
Ich wuchs in einer Villa in Coral Gables auf, die mehr Zimmer als Zuneigung bot. Im Flur hing eine Wand, die meine Mutter die „Erfolgswand“ nannte – fast die gesamte Wand war mit Fotos von Mateo bedeckt. Mateo mit seinem Ivy-League-Abschluss. Mateo, der seinen ersten großen Deal abschloss. Mateo mit seinem ersten Porsche mit 25. In einer staubigen Ecke, halb von einer Vase verdeckt, lag ein kleines, verblasstes Foto von mir als Zehnjähriger, mit einer Zahnlücke und einem kaum erkennbaren Lächeln.
Der Blick meines Bruders
Ich suchte nach Mateo und hoffte naiverweise auf ein Zeichen der Unterstützung. Er stand in der Nähe und genoss die Glückwünsche. Er beobachtete die Szene. Unsere Blicke trafen sich kurz. Sein Gesichtsausdruck verriet eine Mischung aus Mitleid und Verärgerung, als meine Anwesenheit seinen großen Tag trüben könnte. Dann wandte er sich seiner frisch angetrauten Frau zu und rückte die Omega-Uhr zurecht, die ihm unser Vater geschenkt hatte. Diese Gleichgültigkeit schmerzte mich fast genauso sehr wie die Worte meines Vaters.
Meine Mutter hatte alles gehört. Sie behielt ihre Fassung und berührte mit den Fingern die Perlen an ihrem Hals. Einen Moment lang dachte ich, sie käme auf mich zu. Stattdessen senkte sie den Blick, schloss ihre Kette … und ging zu einer Freundin. Ihr Schweigen war ein Schrei.





