Am Morgen kehrte der Geruch zurück.
Anfangs war er so subtil, dass man ihn kaum ignorieren konnte. Der Geruch tauchte plötzlich auf und verschwand, bevor Tom ihn aufspüren konnte. Doch mit den Tagen wurde er stärker – stechend und übelriechend, wie verrottendes, in Schimmel getränktes Fleisch. Er überprüfte den Kühlschrank, den Müllschlucker, sogar den Kriechkeller. Nichts.
Nachbarn vermuteten alles Mögliche, von Schimmel bis zu einem toten Tier in den Wänden. Tom beauftragte einen Kammerjäger, der keine Schädlinge fand, aber erwähnte, dass ihn der Geruch an eine verwesende Leiche erinnerte. Dieser Gedanke verfolgte ihn länger als der Geruch selbst.
Der Gestank wurde mit jeder Nacht stärker, kroch vom Flur ins Wohnzimmer, sickerte in seine Kleidung und Träume. Tom begann trotz der herbstlichen Kälte bei offenem Fenster zu schlafen. Doch der Geruch blieb – dichter, unverwechselbar, mit etwas fast Menschlichem in seiner Verwesung.
Eines Abends folgte er verzweifelt dem Geruch zum Lüftungsschacht an der Fußleiste. Als er die Tür öffnete, traf ihn ein Schwall abgestandener Luft wie ein Schlag. Drinnen, eingehüllt in bröckelnde Isolierung, sah er etwas Dunkles – etwas, das sich bewegte.
Er taumelte zurück, sein Herz klopfte, als ihm klar wurde, was passiert war. Das war kein Klempnernotfall und auch kein gefangener Waschbär. Was auch immer sich in diesen Wänden befand, war schon seit einiger Zeit dort – lange genug, um die Luft, die er atmete, völlig zu verändern.
Und plötzlich war der Geruch nicht mehr so schlimm.






